Im ersten Moment mag Vertrauensarbeitszeit wie ein Nachteil für den Arbeitgeber erscheinen. Doch bei erfolgreicher Umsetzung wird es zu einem echten Win-Win Szenario für beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Erfahren Sie in diesem Artikel, was genau die Vertrauensarbeitszeit ist, wie Sie die Vorteile der Vertrauensarbeitszeit für sich nutzen können und welche gesetzlichen Vorgaben dabei unbedingt zu beachten sind.
Was versteht man unter Vertrauensarbeitszeit?
Für den Arbeitgeber bedeutet die Vertrauensarbeitszeit eine erhebliche Steigerung der Produktivität und Effizienz. Der Mitarbeiter gewinnt durch die erhöhte Flexibilität mehr Autonomie.
Definition und Prinzip der Vertrauensarbeitszeit
Vertrauensarbeitszeit ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, das Mitarbeitenden ermöglicht, ihre Arbeitszeit selbst einzuteilen. Diese Flexibilität, Arbeitsbeginn und -ende frei zu entscheiden, ist mit einer hohen Ergebnisorientierung verbunden.

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Unterschiede zur klassischen Arbeitszeiterfassung
Anders als bei der klassischen Arbeitszeiterfassung ist Arbeitsbeginn und -ende individuell durch den Mitarbeiter festlegbar. Auch die Verantwortung hinsichtlich der Pausen und der Überstunden liegt beim Mitarbeiter. Die Entlohnung richtet sich nach den Ergebnissen des Mitarbeiters; während beim klassischen Arbeitszeitmodell die Präsenzzeit entscheidend ist.
Trotzdem gilt - auch bei der Vertrauensarbeitszeit – die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung gemäß Arbeitszeitgesetz.
Im Überblick: Unterschiede zur klassischen Arbeitszeiterfassung
- Pflicht zur Arbeitszeiterfassung gilt bei jedem Arbeitszeitmodell
- Vertrauensarbeitszeit basiert auf Ergebnissen und nicht auf der Präsenzzeit
- Für den Mitarbeiter bedeutet Vertrauensarbeitszeit eine höhere Verantwortung hinsichtlich Überstunden Management und Pausen
Welche Vorteile bringt die Vertrauensarbeitszeit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
Die Vertrauensarbeitszeit bringt nicht nur erhebliche Vorteile für den Arbeitnehmer selbst. Vielmehr profitieren Arbeitgeber von einer wesentlich höheren Produktivität, die den Unternehmensumsatz steigert.
Vorteile für Arbeitgeber: Produktivität und Vertrauen stärken
Konkret bedeutet die Vertrauensarbeitszeit für den Arbeitgeber eine erhöhte Produktivität und ein gestärktes Vertrauen des Arbeitnehmers. Ohne enge Kontrollen wird ein positives Arbeitsklima gefördert. Mit dem Fokus auf Arbeitsergebnissen ist die Anpassung an saisonale oder projektbasierte Schwankungen leicht möglich. Weiterhin wird der administrative Aufwand reduziert, wodurch Zeit für weitere wichtige Aufgaben bleibt.
Vorteile für Arbeitnehmer: Mehr Autonomie und Work-Life-Balance
Der Arbeitnehmer profitiert von der erhöhten Autonomie und der verbesserten Work-Life-Balance, die durch Telearbeit und flexible Arbeitszeiten weiter unterstützt wird.
So kann die Arbeit leicht an persönliche Leistungshochs angepasst werden, was zu einer erheblichen Produktivitätssteigerung führt. Solange die gewünschten Resultate geliefert werden, steht die tatsächliche Arbeitszeit im Hintergrund.
Beispiele aus der Praxis: Erfolgreiche Implementierung
In der Praxis hat die Inosoft AG gezeigt, wie die Vertrauensarbeitszeit erfolgreich implementiert werden kann. Folgende Rahmenbedingungen haben zum Erfolg beigetragen:
- Arbeitszeiten und Pausen werden mittels HR-Software dokumentiert
- Projekte müssen in vorher definierten Zeiträumen abgeschlossen werden
- Feste Zeitfenster für Erreichbarkeit der Mitarbeiter
Dadurch wurde die Zufriedenheit der Mitarbeiter wesentlich erhöht, während die Fluktuation und der Krankheitsstand erheblich reduziert wurden.
Mögliche Nachteile und Herausforderungen der Vertrauensarbeitszeit
Allerdings sind neben zahlreichen Vorteilen und positiven Beispielen aus der Praxis auch mögliche Nachteile zu berücksichtigen.
Herausforderungen für Arbeitgeber: Kontrollverlust und Überstunden
Ohne ein geeignetes System mit definierten Rahmenbedingungen kann es für den Arbeitgeber schnell zu einem Kontrollverlust kommen – insbesondere hinsichtlich der Arbeitszeiten.
Risiken für Arbeitnehmer: Selbstüberlastung und fehlende Trennung von Arbeit und Freizeit
Arbeitnehmer können sich bei Vertrauensarbeitszeit schnell überlasten und Arbeitszeit von Freizeit nicht mehr unterscheiden. Dies führt zu dem gegenteiligen Effekt, dass sich der Krankheitsstand erhöht, während die Produktivität sinkt.
Wie man potenzielle Probleme minimiert
Umso wichtiger sind geeignete Systeme und Software sowie vorher definierte Rahmenbedingungen, die den Erfolg der Vertrauensarbeitszeit sicherstellen.
- Klare Absprachen: Feste Anwesenheitszeitfenster stellen die Erreichbarkeit der Mitarbeiter sicher. Weitere Rahmenbedingungen sind individuell zu definieren.
- Realistische Planung: Projekte sind sauber zu kalkulieren, um den Arbeitszeitbedarf realistisch anzusetzen.
- Schulung und Weiterbildung: Schulungen sowie Unterstützung bei der Planung und Strukturierung der Arbeit fördern die Eigenverantwortung des Mitarbeiters.
- Arbeitszeitkonten: Flexible Arbeitszeiterfassungssysteme mit Zeitkonten vermeiden eine Überbelastung des Mitarbeiters. Gleichzeitig wird die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sichergestellt.
Rechtliche Rahmenbedingungen der Vertrauensarbeitszeit in Deutschland
Genau wie bei klassischen Arbeitszeitmodellen müssen auch bei der Vertrauensarbeitszeit die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland eingehalten werden.
Relevante Gesetze und Verordnungen
- Arbeitszeitgesetz: Regelungen zu Arbeitszeiten, Pausen, Ruhezeiten und Überstunden
- Arbeitszeiterfassungspflicht: Pflicht zur Erfassung der täglichen Arbeitszeit und Überstunden, die an den Arbeitnehmer delegierbar ist
- Jugendarbeits- und Mutterschutzgesetz: Besondere Regelungen für bestimmte Personengruppen
Gerichtsurteile und Beispiele aus der Rechtsprechung
Das Urteil des Europäischen Gerichtshof vom 14. Mai 2019 (Az: C-55/18) bildete eine wesentliche Grundlage für die rechtlichen Anforderungen an Vertrauensarbeitszeitmodelle. Demnach müssen Arbeitgeber ein objektives, verlässliches und zugängliches System zur Erfassung der täglichen Arbeitszeit einführen. So wird die Einhaltung von Höchstarbeits- und Ruhezeiten sichergestellt.
Gleiches ergibt sich aus der Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts vom 13. September 2022 (Az: 1 ABR 22/21), die die rechtlichen Anforderungen an Vertrauensarbeitszeit für Deutschland weiter konkretisiert hat. Diese Entscheidung betonte, dass der Arbeitgeber – auch bei Vertrauensarbeitszeit - Beginn und Ende der Arbeitszeit des Arbeitnehmers aufzeichnen muss, um die rechtlichen Anforderungen einzuhalten.
Verantwortung des Arbeitgebers bei der Arbeitszeiterfassung
Beide Gerichtsurteile verdeutlichen die Verantwortung des Arbeitgebers bei der Arbeitszeiterfassung. Der Arbeitgeber kann die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung zwar an den Arbeitnehmer delegieren, allerdings kann die Verantwortung für gesetzeskonforme Zeiterfassung nicht vollständig auf den Arbeitnehmer übertragen werden. Dafür ist ein objektives, verlässliches und zugängliches System zur Arbeitszeiterfassung einzuführen.
Verantwortung des Arbeitgebers bei der Arbeitszeiterfassung
Beide Gerichtsurteile verdeutlichen die Verantwortung des Arbeitgebers bei der Arbeitszeiterfassung. Der Arbeitgeber kann die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung zwar an den Arbeitnehmer delegieren, allerdings kann die Verantwortung für gesetzeskonforme Zeiterfassung nicht vollständig auf den Arbeitnehmer übertragen werden. Dafür ist ein objektives, verlässliches und zugängliches System zur Arbeitszeiterfassung einzuführen.
Praktische Tipps für die Einführung der Vertrauensarbeitszeit im Unternehmen
Für die erfolgreiche Implementierung der Vertrauensarbeitszeit sind bestimmte Voraussetzungen wesentlich. Neben den richtigen Kommunikationsstrategien sind passende Tools und Technologien ebenso erfolgsentscheidend.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung
- Klare und transparente Kommunikation der präzise definierten Richtlinien (z.B. feste Anwesenheitszeiten für Meetings)
- Schulung und Weiterbildung der Mitarbeiter hinsichtlich der geltenden Gesetze und Vorschriften
- Berücksichtigung der verschiedenen Bedürfnisse von Mitarbeitern
Kommunikationsstrategien für Arbeitgeber und Teams
Entscheidend für den Erfolg ist in erster Linie eine präzise Definition sowie Dokumentation der Richtlinien sowie deren transparente Kommunikation. Regelmäßige Meetings helfen dabei, Unsicherheiten und Unklarheiten zu vermeiden.
Tools und Technologien zur Unterstützung
Die individuell passenden Tools und Technologien unterstützen die erfolgreiche Umsetzung weiter. Arbeitszeiterfassungssysteme wie die Kelio Workforce Management Software stellen die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sicher. Zusätzlich liefern Analysetools wichtige Erkenntnisse zur Optimierung von Betriebsprozessen und zur Steigerung der Effizienz.
Vertrauensarbeitszeit als modernes Arbeitszeitmodell
Mit der Vertrauensarbeitszeit bietet sich für Arbeitgeber eine wertvolle Chance, die Arbeitsweise an die modernen Anforderungen der Arbeitswelt anzupassen.
Wie Kelio die Vertrauensarbeitszeit unterstützen kann
Der richtige Partner unterstützt Arbeitgeber dabei, alle Vorteile der Vertrauensarbeitszeit auszuschöpfen. Kelio hilft Arbeitgebern mit der Workforce Management Software dabei, Arbeitszeiten präzise zu erfassen, rechtliche Vorgaben einzuhalten und die Produktivität mit der Automatisierung von Prozessen zu maximieren – eine wichtige Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung von flexiblen Arbeitszeitmodellen wie der Vertrauensarbeitszeit.