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Urlaubsanspruch

Der Urlaubsanspruch von Teilzeitbeschäftigten birgt oft Tücken und kann komplexer sein als bei Vollzeitbeschäftigten. Während Vollzeitmitarbeiter klar festgelegte Urlaubstage haben, variiert der Anspruch für Teilzeitkräfte je nach Arbeitszeit und -tagen.

Erfahren Sie in diesem Artikel alles Wissenswerte über gesetzliche Vorgaben, wesentliche Unterschiede und weitere zu berücksichtigende Faktoren zum Urlaubsanspruch von Teilzeitbeschäftigten.

Was sollten Sie über den Urlaubsanspruch bei Teilzeit wissen

Die Berechnung des Urlaubsanspruchs für Teilzeitbeschäftigte kann komplexer sein als für Vollzeitbeschäftigte, da sie proportional zur Arbeitszeit berechnet wird. Um Konflikte zu vermeiden und die effiziente Urlaubsplanung sicherzustellen, ist es entscheidend, die grundlegenden gesetzlichen Vorgaben und Unterschiede im Detail zu verstehen.

Die Grundlagen: Definition und rechtlicher Rahmen

Jeder Arbeitnehmer in Vollzeit – Arbeiter, Angestellte, Auszubildende und arbeitnehmerähnliche Personen - hat Anspruch auf mindestens 24 Tage bezahlten Urlaub. Dieser Anspruch ist auf das Bundesurlaubsgesetz zurückzuführen (BurlG).

Doch wie genau sieht der Anspruch auf Urlaub bei Teilzeitbeschäftigten aus?

Unterschiede zwischen Teilzeit und Vollzeit beim Urlaub

Teilzeitbeschäftigte erhalten – im Gegensatz zu Vollzeitbeschäftigten – einen anteiligen Urlaub, basierend auf der Arbeitszeit (§3 BUrlG). Dabei werden die Urlaubstage proportional zur Anzahl der Arbeitstage berechnet.

So berechnen Sie den Urlaubsanspruch bei Teilzeit

Wie genau der Urlaubsanspruch bei Teilzeitbeschäftigten korrekt berechnet wird, erfahren Sie in der folgenden Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Schritt für Schritt zur genauen Urlaubsberechnung

  1. Urlaubstage ermitteln: Im ersten Schritt werden die regulären Urlaubstage der Vollzeitbeschäftigten gemäß Arbeits- oder Tarifvertrag ermittelt (z.B. 30 Tage).
  2. Arbeitstage pro Woche feststellen: Dann wird festgestellt, wie viele Arbeitstage pro Woche der Teilzeitbeschäftigte hat (z.B. 3 Tage).
  3. Berechnung des Urlaubsanspruchs: Zur Berechnung des Urlaubsanspruches wird folgende Formel herangezogen

  4. () x Arbeitstage eines Teilzeitbeschäftigten pro Woche

     

  5. Arbeitsstunden einbeziehen: Bei variierenden Arbeitsstunden ist der durchschnittliche Stundensatz pro Urlaubstag zu berechnen.
  6. Vergütung: Zur Berechnung der Vergütung während eines Urlaubs wird der Durchschnittsverdienst der letzten 13 Wochen oder 3 Monate herangezogen (§11 BUrlG).
  7. Individuelle Arbeitszeiten berechnen: Der Urlaubsanspruch ist bei flexiblen Arbeitszeiten im Verhältnis zur tatsächlichen Arbeitszeit zu berechnen.
  8. Klare Vereinbarungen: Der Urlaubsanspruch und die Berechnungsmethode sind im Arbeits- oder Tarifvertrag festzuhalten.

Praktische Beispiele, die Ihnen weiterhelfen

Um diese Berechnungsmethode zu veranschaulichen, werden nun unterschiedliche Szenarien betrachtet:

Beispiel Situation Vollzeit-Urlaubsanspruch Berechnung Ergebnis
Teilzeit bei gleichmäßiger Arbeitszeit 5-Tage pro Woche mit 5 Stunden pro Tag 30 Tage (30/5) * 5 30 Tage Urlaub

Da die Arbeitstage pro Woche gleich sind, hat der Teilzeitbeschäftigte denselben Urlaubsanspruch wie ein Vollzeitbeschäftigter.

Beispiel Situation Vollzeit-Urlaubsanspruch Berechnung Ergebnis
Teilzeit bei weniger Arbeitstagen 3-Tage pro Woche mit 8 Stunden pro Tag 30 Tage (30/5) * 5 18 Tage Urlaub

Bei weniger Arbeitstagen ergibt sich ein Urlaubsanspruch von 18 Tagen.

Beispiel Situation Vollzeit-Urlaubsanspruch Berechnung Ergebnis
Teilzeit bei variierenden Arbeitszeiten 3-Tage pro Woche mit 8 Stunden an 2 Tagen und 4 Stunden an einem Tag 30 Tage (30/5) * 5 18 Tage Urlaub

In diesem Beispiel ist zudem die durchschnittliche tägliche Arbeitszeit zu berechnen, um die tatsächliche Arbeitszeit zur Vergütung während des Urlaubs korrekt zu berücksichtigen.

Wichtige Faktoren, die Sie berücksichtigen sollten

Nach Betrachtung der verschiedenen Beispiele zur Berechnung des Urlaubsanspruches bei Teilzeit werden nun wesentliche Faktoren zur Urlaubsverwaltung beleuchtet, die zu berücksichtigen sind. Dazu zählen die Anzahl der Arbeitstage, die gesetzlichen Mindestanforderungen und besondere Regelungen im Arbeitsvertrag.

Anzahl der Arbeitstage

Der Urlaubsanspruch ergibt sich aus der regulären Anzahl von Arbeitstagen pro Woche. Da der Urlaubsanspruch in der Regel auf einer 5-Tage-Woche basiert, sind die Urlaubstage für Teilzeitbeschäftigte entsprechend zu berechnen. Bei variierenden Stunden pro Tag muss auch die durchschnittliche Arbeitszeit pro Tag berücksichtigt werden.

Gesetzliche Mindestanforderungen

Vollzeitbeschäftigte haben jährlich Anspruch auf 24 Werktage Urlaub. Als Werktage gelten alle Tage, die keine Sonntage oder gesetzlichen Feiertage sind. Der Urlaubsanspruch von Teilzeitbeschäftigten ergibt sich proportional zur Anzahl der Arbeitstage pro Woche im Vergleich zu einem Vollzeitbeschäftigten. Dabei ist zu beachten, dass der Urlaubsanspruch erst nach 6 Monaten Beschäftigung entsteht.

Besondere Regelungen im Arbeitsvertrag

Die Regelungen im individuellen Arbeitsvertrag können von gesetzlichen Vorgaben abweichen. Alle Urlaubstage über den Mindesturlaub hinaus werden als Mehrurlaub bezeichnet. Dabei kann es auch betriebsbedingte Einschränkungen aufgrund von betrieblicher Notwendigkeit geben. Wichtig ist nur, dass gesetzliche Mindestanforderungen erfüllt sind.

Besondere Teilzeitmodelle und deren Urlaubsanspruch

Auf dieser Grundlage werden nun die Besonderheiten bei verschiedenen Teilzeitmodellen und deren Auswirkungen auf den Urlaubsanspruch beleuchtet. Insbesondere wird untersucht, wie flexible Arbeitszeiten den Urlaubsanspruch beeinflussen können.

Flexibles Arbeiten, flexibler Urlaub?


Arbeitszeitmodell Urlaubsanspruch
Variierende Arbeitszeit Der Urlaubsanspruch ergibt sich aus der durchschnittlichen Arbeitszeit und den Arbeitstagen pro Woche.
Abrufarbeit Die durchschnittlichen Stunden pro Woche ergeben den Urlaubsanspruch.
Gleitzeit und Homeoffice Der Urlaub wird an flexible Arbeitszeiten angepasst, indem der Anspruch proportional zur vertraglich festgelegten Arbeitszeit berechnet wird.
Saisonale Arbeitszeit Der Urlaubsanspruch kann an saisonal variierende Arbeitszeiten angepasst werden und wird proportional zum Anteil der Gesamtarbeitszeit berechnet. Das bedeutet, dass sich der Anspruch aus saisonal bedingter Arbeitsintensität ergibt.

Was gilt bei Minijobbern?

Genauso wie Teil- und Vollzeitbeschäftigte haben Minijobber Anspruch auf Urlaub. Auch hier werden die Urlaubstage proportional zur tatsächlichen Arbeitszeit berechnet. Bei 5 Arbeitstagen pro Woche ergibt sich beispielsweise ein Anspruch von 24 Tagen Urlaub. Bei 2 Arbeitstagen wären es 9,6 Tage Urlaub. Das Urlaubsentgelt basiert auf dem durchschnittlichen Verdienst der letzten 13 Wochen.

Unregelmäßige Arbeitszeiten – so planen Sie den Urlaub

Wie kann der Urlaub nun bei unregelmäßigen Arbeitszeiten geplant werden?

  1. Ermittlung des Urlaubsanspruches
  2. Berücksichtigung der Arbeitsstunden
  3. Planung des Urlaubs unter Berücksichtigung des tatsächlichen Arbeitsaufwandes (Tipp: Urlaub in Stunden darstellen)
  4. Präzise Dokumentation der Arbeitszeit

Häufige Fragen zum Urlaubsanspruch bei Teilzeit


Was passiert bei Krankheit oder Elternzeit mit dem Urlaub?

Im Krankheitsfall während des Urlaubs zählen Krankheitstage, die durch eine ärztliche Bescheinigung nachgewiesen werden können, nicht zu den Urlaubstagen. Dafür muss der Arbeitnehmer die Krankheit unverzüglich beim Arbeitgeber mit ärztlichem Attest angeben.

Während der Elternzeit entsteht kein weiterer Urlaubsanspruch. Ansprüche, die vor der Elternzeit entstanden sind, können auch nach der Elternzeit geltend gemacht werden. Dabei sind Vereinbarungen aus Arbeits- und Tarifvertrag zu berücksichtigen.

Kann der Urlaubsanspruch verfallen?

Der Urlaub muss grundsätzlich im laufenden Kalenderjahr genommen werden. Eine Übertragung ins Folgejahr ist lediglich unter bestimmten Bedingungen umsetzbar. Demzufolge kann der Urlaub bis zum 31. März des Folgejahres übertragen werden, wenn der Urlaub aus dringenden beruflichen oder persönlichen Gründen nicht wahrgenommen werden kann. Dieser Urlaub ist im ersten Quartal des Folgejahres zu nehmen.

Urlaubsansprüche verfallen vollständig nach 15 Monaten, wenn diese nicht bis zum Ende des 31. März geltend gemacht werden. Ausgenommen der Urlaub konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht wahrgenommen werden. Deshalb ist es wichtig, dass Arbeitnehmer ihre Urlaubsansprüche rechtzeitig geltend machen und Fristen beachten.


So berechnen Sie den Urlaubsanspruch bei einer Kündigung

  1. Berechnung des Teilurlaubes
    a. Prüfung der Wartezeit von 6 Monaten gem. §4 BUrlG
    b. Berechnung Urlaubsanspruch für jeden vollen Monat
  2. Teilurlaub = x Anzahl der Monate bis zur Kündigung

  3. Prüfung
    a. Wie viel Urlaub wurde bereits genommen?
    b. Vergleich des bereits genommen Urlaubs mit Teilurlaub
  4. Ggf. Korrektur
    a. Wenn mehr Urlaub genommen wurde, als dem Arbeitnehmer zusteht, kann der Arbeitgeber eine Rückforderung geltend machen.
    b. Wurde weniger Urlaub genommen, so stehen dem Arbeitnehmer diese Tage in Form einer Zahlung oder eines freizeitlichen Ausgleiches zu.

Beispiel:

Szenario Berechnung Ergebnis
Jahresurlaub: 25 Tage
Kündigungsdatum: 15. Juli
Beschäftigungsbeginn 1. Januar
Anzahl der Monate bis zur Kündigung: 7
Berechnung des Urlaubsanspruches für 7 Monate
25/12*7 = 14,58
Dem Arbeitnehmer stehen 14,58 Tage Urlaub zu. Hier ist zu prüfen, wie viel Urlaub bereits genommen wurde.

Praktische Tipps für HR-Manager: So planen Sie den Urlaub bei Teilzeit

Um die Urlaubsplanung von Teilzeitbeschäftigten effizient zu gestalten, gibt es folgende Tipps und Best-Practices, an denen sich HR-Manager orientieren können:

Tools und Software zur Urlaubsverwaltung

Zur effizienten Urlaubsverwaltung empfiehlt sich die Nutzung geeigneter Tools und Software. Mit der Workforce Management Software ist die einfache und präzise Erfassung aller Abwesenheitsarten - von Krankheit über Mutterschaftsurlaub bis hin zum Sonderurlaub - möglich. Auch die Berechnung der Ferien ist leicht umsetzbar. Die Software passt sich flexibel allen tariflichen und betrieblichen Vorgaben an, während Prozesse automatisiert werden.

Checkliste zur einfachen Berechnung und Dokumentation

  • reguläre Urlaubstage für Vollzeitbeschäftigte ermitteln
  • Arbeitstage pro Woche bestimmen
  • Berechnung des Urlaubsanspruches
  • durchschnittliche tägliche Arbeitszeit berechnen
  • Urlaubsvergütung festlegen
  • ggf. individuelle Arbeitszeiten berücksichtigen
  • Berechnungsmethode und Anspruch dokumentieren
  • geeignete Software zur Vereinfachung nutzen

So kommunizieren Sie die Urlaubsregelung klar an Ihre Mitarbeiter

Zur klaren Kommunikation mit den Mitarbeitern sind im ersten Schritt alle relevanten Details zur Urlaubsberechnung in schriftlicher Form bereitzustellen. Wichtig ist, dass diese Informationen leicht zugänglich und verständlich sind. Schulungen und Informationsveranstaltungen sind hilfreich, damit alle Mitarbeiter die Regelungen verstehen.