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Hochzeit und Sonderurlaub: Was Arbeitgeber beachten sollten

Für viele Menschen ist die Hochzeit ein besonderes Ereignis im Leben. Doch wie lässt sich dieses Ereignis mit dem Berufsleben vereinbaren? Welche Rechte hat der Arbeitnehmer und was gibt es als Arbeitgeber zu beachten?

Erfahren Sie in diesem Artikel, welche gesetzlichen Regelungen einzuhalten sind und wie sich unterschiedliche Verträge auf die Ansprüche des Arbeitnehmers auswirken.

Welche Regelungen gelten für den Sonderurlaub bei der Hochzeit?

Im Zusammenhang mit einer Hochzeit stellt sich die Frage, welche Ansprüche der Arbeitnehmer geltend machen kann. Klarheit bieten neben dem Bürgerlichen Gesetzbuch auch Regelungen im Tarif- oder Arbeitsvertrag.

Definition und gesetzliche Grundlagen

Sonderurlaub stellt eine zusätzliche und bezahlte Freistellung von der Arbeit dar, um persönliche Anlässe wie z.B. eine Hochzeit wahrzunehmen. Dieser wird zusätzlich zum regulären Urlaub gewährt.

Die gesetzliche Grundlage für Sonderurlaub ergibt sich aus §616 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Hier heißt es, dass der Arbeitnehmer den Anspruch auf Vergütung nicht verliert, wenn er unverschuldet aus persönlichen Gründen verhindert ist, die vereinbarte Arbeitsleistung zu erbringen.

Auch Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen und Arbeitsverträge können Regelungen zum Sonderurlaub bei Hochzeiten enthalten. Die IG Metall beispielsweise gewährt ein bis drei Tage Sonderurlaub für eine Hochzeit.

Unterschied zwischen Sonderurlaub und regulärem Urlaub

Im Gegensatz zum regulären Urlaub, der der Erholung dient, wird Sonderurlaub genutzt, um eine vorübergehende Arbeitsunfähigkeit aufgrund persönlicher Ereignisse auszugleichen (z.B. eigene Hochzeit).

Gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf Sonderurlaub bei Hochzeit?

Der gesetzliche Anspruch auf Sonderurlaub ergibt sich aus dem BGB, Arbeits- oder Tarifverträgen.

Regelungen nach dem BGB und TVöD

Laut §616 BGB müssen folgende Merkmale erfüllt sein, um Anspruch auf Sonderurlaub zu haben:

Vorübergehende Verhinderung: Der Zeitraum der Verhinderung ist eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit. Dieses Merkmal ist bei einer Hochzeit erfüllt.

Aus persönlichen Gründen: Bei dem Grund der Verhinderung muss es sich um einen wichtigen, persönlichen Grund handeln. Eine Hochzeit ist persönlich und wichtig.

Ohne eigenes Verschulden: Die Verhinderung darf nicht durch den Arbeitnehmer verschuldet sein. Bei einer Hochzeit könnte man davon ausgehen, dass diese selbst verschuldet sei. Jedoch ist eine Hochzeit ein bedeutendes, persönliches Ereignis, das außerhalb der Arbeitsroutine liegt. Deshalb ist dieses Merkmal bei einer Hochzeit erfüllt.

Fazit: Aus Erfüllung aller Merkmale ergibt sich der Anspruch auf Sonderurlaub bei der eigenen Hochzeit einschließlich der Vergütung für diese Zeit.

Der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) gewährt für die eigene Hochzeit einen Tag Sonderurlaub. Dieser Tag kann für den Hochzeitstag sowie den Tag davor oder danach eingesetzt werden.

Unterschiede zwischen privatem und öffentlichem Sektor

Im privaten Sektor wird der Anspruch auf Sonderurlaub in den Betriebsvereinbarungen oder im individuellen Arbeitsvertrag geregelt. Dementsprechend kann die Dauer je nach Unternehmen variieren. In der Regel werden ein bis zwei Tage gewährt.

Im öffentlichen Sektor regelt der TVöD den Anspruch auf Sonderurlaub. Für die eigene Hochzeit wird ein Tag Sonderurlaub gewährt. Anders als im privaten Sektor sind die Regelungen im öffentlichen Sektor einheitlich.

Wie viele Tage Sonderurlaub stehen bei einer Hochzeit zu?

Je nach Bundesland oder Vertragsart variiert die Dauer des Sonderurlaubs bei der eigenen Hochzeit. Deshalb ist es erforderlich, die geltenden Vorgaben genau zu kennen.

Unterschiede nach Bundesländern

Alle Bundesländer gewähren mindestens einen Tag Sonderurlaub für die eigene Hochzeit. In Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen kann es sogar bis zu zwei Tage Sonderurlaub geben.

Unterschiede je nach Tarifvertrag oder Arbeitsvertrag

Tarifverträge sind Kollektivverträge, die für eine bestimmte Branche oder Berufsgruppe gelten. Diese werden zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften ausgehandelt. Das gilt auch für Regelungen hinsichtlich des Sonderurlaubs.

Individuelle Arbeitsverträge sind – anders als Tarifverträge – Vereinbarungen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Diese sind flexibler und können von tariflichen Regelungen abweichen.

Was müssen Arbeitgeber und HR-Manager beachten?

Arbeitgeber und HR-Manager stehen vor der Aufgabe, Sonderurlaub strukturiert zu planen und alle rechtlichen Vorgaben zu berücksichtigen. Dafür sind klare Prozesse und frühzeitige Kommunikation entscheidend. Im Folgenden wird das Antragsverfahren für Sonderurlaub näher definiert.

Antragsverfahren für den Sonderurlaub

Bei der Beantragung des Sonderurlaubs sind wichtige Schritte zu beachten, um eine effiziente Planung zu gewährleisten:

  • Frühzeitige Antragstellung: Der Antrag sollte mindestens 4 Wochen vor dem Ereignis gestellt werden. Sollte dies bspw. bei einem Todesfall nicht möglich sein, ist der Antrag zu stellen, sobald das Ereignis bekannt wird.
  • Art der Antragstellung: Idealerweise ist der Antrag in einem persönlichen Gespräch mit schriftlicher Bestätigung zu stellen. Ansonsten kann der Antrag auch per Brief, E-Mail oder Personalverwaltungssoftware gestellt werden.
  • Erfüllung der Nachweispflicht: Nachweise, die den Grund der Verhinderung belegen, müssen bereitgestellt werden.

Dokumentation und Nachweis der Heirat

Zur Beantragung von Sonderurlaub für eine Hochzeit ist die standesamtliche Bestätigung erforderlich. Auch die Hochzeitsurkunde kann verwendet werden. Diese Nachweise sind zusammen mit dem Antrag auf Sonderurlaub schriftlich und frühzeitig einzureichen. Kopien der eingereichten Nachweise sollten aufbewahrt werden.

Beispiele aus der Praxis: Häufige Fragen und Lösungen

Kann der Antrag auf Sonderurlaub durch den Arbeitgeber abgelehnt werden?

Grundsätzlich kann der Arbeitgeber einen Antrag auf Sonderurlaub ablehnen. In diesem Fall wäre fraglich, ob der Anspruch durch §616 BGB gedeckt und eine Ablehnung rechtens wäre.

Wie verhält es sich mit dem Sonderurlaub im Krankheitsfall?

In diesem Fall ist eine Krankmeldung einzureichen. Falls die Hochzeit aufgrund dessen verschoben wurde, ist ein neuer Antrag auf Sonderurlaub zu stellen.

Sind Flitterwochen im Sonderurlaub enthalten?

Nein, Flitterwochen rechtfertigen nicht den Anspruch auf Sonderurlaub. Für Flitterwochen ist regulärer Urlaub zu beantragen.

Gilt der Anspruch auf Sonderurlaub auch, wenn die Hochzeit an einem Feiertag oder Wochenende stattfindet?

Der Anspruch auf Sonderurlaub einschließlich Vergütung besteht nicht, wenn die Hochzeit an einem nicht regulären Arbeitstag stattfindet. Wenn samstags ein regulärer Arbeitstag ist, besteht ein Anspruch auf Sonderurlaub auch an einem Samstag. Ist dies nicht der Fall, so gibt es keinen Anspruch.

Was gilt, wenn die Hochzeit im regulären Urlaub liegt?

Es besteht kein Anspruch auf zusätzlichen Sonderurlaub, da der reguläre Urlaub bereits für die Hochzeit genutzt wird.

Haben enge Verwandte oder Trauzeugen auch Anspruch auf Sonderurlaub?

In der Regel haben enge Verwandte oder Trauzeugen keinen Anspruch auf Sonderurlaub. Hier kommt es auf die Regelungen des Tarif- oder Arbeitsvertrages an.

Wie verhält es sich bei Teilzeit- oder Minijobbern mit dem Sonderurlaub?

Grundsätzlich haben andere Arbeitszeitmodelle dieselben Rechte wie Vollzeitbeschäftigte. Auch hier kommt es auf die Vereinbarungen im Tarif- oder Arbeitsvertrag an.

Kann Sonderurlaub für andere Familienereignisse genutzt werden?

Auch andere persönliche familiäre Ereignisse erfüllen die Merkmale des §616 BGB. Dies umfasst unter anderem eine Geburt oder einen Todesfall.

Sonderurlaub bei Geburt eines Kindes

Die Geburt des eigenen Kindes zählt zu den persönlichen Gründen, aus denen der Anspruch auf Sonderurlaub entsteht. Die Dauer des Sonderurlaubs ist abhängig von den Vereinbarungen, die zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gelten. Als Nachweis eignet sich die Geburtsurkunde des Kindes.

Sonderurlaub bei Todesfällen in der Familie

Auch ein Todesfall in der Familie wird vom Sonderurlaub gedeckt. Die Dauer hängt von den entsprechenden Vereinbarungen im Tarif- oder Arbeitsvertrag ab. Meist werden ein bis zwei Tage eingeräumt. Der Todesfall ist mit der Sterbeurkunde des Verstorbenen nachzuweisen.

Weitere besondere Anlässe

Weitere Gründe für Sonderurlaub können beruflicher oder gesundheitlicher Natur sein. Hierzu zählen unter anderem:

  • Fortbildungen
  • ehrenamtliche Tätigkeiten
  • Arztbesuche
  • Operationen

Welche Folgen hat es, wenn Sonderurlaub nicht gewährt wird?

Wenn berechtigter Sonderurlaub nicht gewährt wird und somit das Recht des Arbeitnehmers verletzt wird, muss der Arbeitgeber mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

Rechte der Arbeitnehmer

Der Arbeitnehmer hat für persönliche Gründe beispielsweise für die eigene Hochzeit das Recht auf Sonderurlaub. Die gesetzliche Grundlage dafür ergibt sich aus §616 BGB. Zusätzliche Regelungen können in Tarif- oder Arbeitsverträgen geregelt sein. In jedem Fall ist ein Nachweis für den Grund des Sonderurlaubs einzureichen.

Wird der berechtigte Anspruch auf Sonderurlaub nicht gewährt, muss der Arbeitgeber mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

Potenzielle rechtliche Konsequenzen für Arbeitgeber

Verweigert der Arbeitgeber Sonderurlaub, bei dem laut Gesetz ein Anspruch besteht, stellt dies einen Verstoß gegen §616 BGB oder ggf. gegen Tarif- bzw. Arbeitsverträge dar. Hierbei können Betriebsräte eingreifen oder es kann zu einem Verfahren vor Gericht kommen. Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, den Sonderurlaub einzuklagen und können Schadensersatzansprüche geltend machen. Auch die Gerichtskosten müssen vom Arbeitgeber übernommen werden.

Praktische Tipps für HR-Manager zur Regelung von Sonderurlaub

Mit wenigen Schritten können HR-Manager Konfliktfälle aufgrund von Sonderurlaub frühzeitig vermeiden.

Checkliste zur Beantragung und Genehmigung

  • klare Kommunikation mit den Mitarbeitern über Fristen
  • Prüfung des Antragseingangs
  • entsprechende Nachweise einfordern
  • Prüfung der gesetzlichen Vorgaben (z.B §616 BGB)
  • Abwesenheiten der Mitarbeiter organisieren und Kapazität planen
  • Dokumentation der Genehmigung

Kommunikation mit Mitarbeitern

Die Kommunikation mit den Mitarbeitern über geltende Vorgaben und Ansprüche ist wesentlich, um Konflikte bezüglich Sonderurlaub schon im Vorhinein zu vermeiden. Diese Kommunikation kann über klare und transparente Richtlinien, die für jeden Mitarbeiter zugänglich sind, erfolgen.

Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der internen Richtlinien

Neben der Klärung von Fragen kann auch das Feedback der Mitarbeiter in die regelmäßige Überprüfung und Anpassung der internen Richtlinien einfließen. Weiterhin ist die Gesetzeslage kontinuierlich zu überprüfen, um mögliche Änderungen in den Richtlinien zu erfassen. Dadurch wird die Urlaubsverwaltung für HR-Manager vereinfacht.